Magie und Medizin
Der Glaube an Magie und Zauberei in Bezug auf Krankheit ist nicht nur bei den
“Weißen”, sondern fast überall außerhalb der modernen westlichen Welt zu finden.
Bis heute ist der Glaube an solche Dinge wie die “Strafe Gottes” noch nicht
verschwunden. Die Furcht vor Lebensbedrohungen durch Zauberei und schwarze Magie
hat seit Urzeiten die leidenden Menschen ergriffen. Auch bei den Aborigines
schreiben manche Menschen eine Krankheit der Verschwörung durch einen Feind oder
der Strafe eines höheren Gerichts zu.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Krankheiten und Wunden gar nicht so
selten mit bösartiger Magie erklärt werden, ist es bei den Aborigines
auffallend, mit welcher Vorsicht schwer verwundete Personen behandelt werden.
Ist z.B. jemand durch eine Speerwurf schwer verletzt worden, eilen die
Angehörigen und Freunde nicht schnell zu dem Verletzten, sondern zünden auf dem
Weg zu dieser Person viele kleine Feuer mit großer Rauchentwicklung an.
Dies geschieht zum einen aus rituellen Gründen (um die böse Energie zu
vertreiben), zum anderen aber aus dem einfachen Grund, weil ihnen bewusst ist,
wie viel Schaden Fliegen in einer offenen Wunde anrichten könnten. So wird der
Patient erst behandelt, wenn er und die Anwesenden mit Rauch eingehüllt und die
umherschwirrenden Fliegen vertrieben sind.
Ebenso ist den Aborigines die Gefahr von Fremdkörpern in
einer Wunde bewusst. Beim Präparieren von Spülaufgüssen für die Wunde oder auch
von Tropfen für entzündliche Augen wird peinlich genau darauf geachtet, dass alles Fasermaterial der
Pflanzen ausgesiebt wird. Die Wundränder werden nicht wie in unserer
Medizin zusammengezogen und vernäht, sondern oft nur mit Pflanzenmaterial
abgedeckt und verbunden.
Den Aborigines ist die
Abwendung des bösen Zaubers, der die Beschwerden verursacht hat, und die
Austreibung von bösen Geistern, die im Körper des Kranken wohnen, das
Wichtigste. Dies geschieht durch geheime,
religiöse Heilungsrituale, die traditionell an einsamen Plätzen, wie z.B.
auf Waldlichtungen, in Sümpfen und an
einsamen Stränden durchgeführt werden, aber nie unter den Augen der
Öffentlichkeit.
Vielleicht ist dies auch der Hauptgrund dafür, dass in
unserer westlichen Welt wenig über die rituellen Handlungen der Aborigines
bekannt ist, obwohl das Interesse an traditionellen
Zeremonien von Urvölkern bei uns erheblich
gestiegen ist.
Zum Seitenanfang
Die Nangkaris
Als Nangkaris werden die
Schamanen der Aborigines bezeichnet. Sie erhalten ihr Wissen um die
Geheimnisse des Lebens von ihren Vätern.
Schon als Kinder werden sie in die Kunst des Heilens eingeweiht und zu
regelmäßigen Heilzeremonien mitgenommen.
Der Schamanismus ist das ursprünglichste Heilsystem der
Menschheitsgeschichte. Die Schamaninnen und
Schamanen waren, lange bevor es die Ärzte gab, die Heiler in allen Kulturen.
Auch heute noch ist der Schamanismus weltweit zu finden.
Nur in unseren
Hochkulturländern wurden diese zuerst durch die Religionen und das organisierte
Priestertum und später durch die High-Tech-Wissenschaft verdrängt.
Besonders die Nangkaris sind wie kaum ein anderer Schamane in
der Lage, in die Bewusstseinsebene der
Tier-Mensch-Einheit einzutreten. Es ist ihnen möglich, Tiere zu verstehen
und mit ihnen zu reden. Diese Fähigkeiten waren in den vielen Jahrtausenden,
welche die Aborigines in Australien leben
durften, sehr hilfreich, um in der Härte des Outback zu überleben.
Dadurch konnte der enge Kontakt zur Traumzeit
aufrechterhalten bleiben. Dies wiederum macht
die Ureinwohner widerstandsfähig gegenüber den Verlockungen der
Zivilisation. Diesem Umstand ist es
auch zu verdanken, dass es noch immer Aborigines gibt, die bewusst die mystische
Einheit zwischen Tier, Mensch und Natur der oberflächlichen, auf
Ersatzbefriedigung ausgerichteten Gesellschaft vorziehen.
Zum Seitenanfang
Schamane oder
Medizinmann und heilkundige Frauen
Die Aufgabe der
ganzheitlichen Heilung obliegt dem Schamanen oder Medizinmann, während der
Einsatz einfacher Heilmittel zur Versorgung von Wunden oder zur Linderung von
Husten und Magen-Darm-Leiden von älteren heilkundigen Frauen übernommen wird.
Dies sind besonders kluge Frauen, die oft von Medizinmännern
eingewiesen und ausgebildet worden sind. Ihr Wissen beschränkt sich jedoch neben
der Kräuterheilkunde auf Geburtshilfe, Weissagungen und weiße Liebesmagie.
Zum Seitenanfang
Heilkraft der Buschpflanzen
Besonders die Nangkaris (Schamanen und Heilkundigen) nutzen
das uralte Wissen um die Heilkräfte der Natur.
So ist für die Aborigines der berühmte Satz von Paracelsus:
“Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein”
eine Selbstverständlichkeit. Für die Ureinwohner gilt die
Ernährung als die Grundlage für das Wohlergehen.
Die Qualität der Nahrung spielt hierbei eine wichtige Rolle,
aber besonders die Essensregeln, welche strikt eingehalten werden müssen. Die Aborigines im Outback leben
seit Jahrtausenden ausschließlich von dem, was ihnen die wilde Natur zu
Verfügung stellt.
Bis zur Besiedlung durch
die “Weißen” kannten die Ureinwohner keine kultivierte n Pflanzen und
auch keine Haustiere. Die Nahrung wurde in mehrere Kategorien eingeteilt, das
sogenannte “Bushfood”.
Da sind zum einen die Keime:
Von den Ureinwohnern werden nicht weniger als 50 der 800 in
Australien vorkommenden Akazienarten mehr
oder weniger regelmäßig verspeist. Ihr Nährwert ist um ein vielfaches höher
als der von Weizen oder Reis.
Aber auch die Früchte gehören zu den wichtigsten
Nahrungsmitteln, besonders in den Wüstengegenden. So ist besonders die
Buschtomate sehr reich an Vitamin C und verfügt über einen vergleichsweise hohen
Proteingehalt.
Die Wurzeln, wie etwa die
des Wüstenyams (Ipomoea costata), sind ebenfalls sehr nährstoffreich.
Diese wachsen tief in der Erde und haben einen ähnlichen Nährwert wie die
Kartoffeln.
Fleisch wiederum wird eher selten verzehrt. Das Muskelfleisch
der wilden Tiere besitzt in Australien einen niedrigen Fettgehalt. Es hat dafür
aber einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.
Als Getränk dient Wasser,
in welches verschiedene Arten von Akazien und Wüstenbananen als
Geschmacksstoffe eingetaucht werden. Aber auch wasserspeichernde Pflanzen wie
Kurrajong (Brachychiton gregorli) und der Wüstenyams werden genossen.
Der Nährwert der Buschpflanzen ist sehr hoch, da diese
bedeutend reicher an Mineralien und Spurenelemente sind als die Kulturpflanzen.
Dies wiederum hat einen positiven Einfluss auf die
Stoffwechselreaktion, wodurch das Körpergewicht konstant aufrechterhalten werden
kann. Für die Aborigines ist daher die regelmäßige Aufnahme dieser reinen
Naturprodukte eine selbstverständliche Grundlage für Gesundheit und
Wohlbefinden.
Die nunmehr nachfolgenden detaillierten Anwendungen von
Pflanzen und Tieren zur Therapie von Krankheiten stellten einst das Allgemeinwissen der Aborigines dar.
Sie sind aber auch heute noch sehr nützlich, vor allem im wilden Outback,
wo ohne dieses Wissen um ihre heilenden Wirkungen ein Überleben nicht möglich
wäre.
Zum
Seitenanfang
Quelle: Facharbeit für Paracelsus Schule
Tübingen - Corinna Kiemel
This site is © Copyright Peter Hofmann 2008, All Rights Reserved.
Website templates
|